Zähneputzen ist kinderleicht
30.08.2021Zahnhygiene ist ab dem ersten Milchzahn wichtig. Denn Karies kann auch schon Milchzähne befallen und sich später auf die bleibenden Zähne übertragen, was lebenslange Probleme mit sich bringt. Für die Pflege der ersten Zähne gibt es entsprechende Putztechniken, Zahnbürsten und Zahncremes. Wie man sie richtig anwendet, erklären wir im Beitrag.
Warum ist die Pflege von Milchzähnen so wichtig?
Milchzähne sind die ersten Zähne, die ab dem sechsten Lebensmonat durchbrechen können. Der Zahnwechsel beginnt mit dem Durchbruch der unteren Frontzähne. Ein voll ausgebildetes Milchzahngebiss umfasst 20 Zähne. Sie bilden den Grundstein für eine physiologische Gebissentwicklung und übernehmen elementare Funktionen bei der Ernährung, bei der Sprachbildung und bei der psychischen Entwicklung des Kindes. Daher ist es wichtig, das Milchzahngebiss möglichst vollständig und gesund zu erhalten. Das A und O ist daher eine sorgfältige Zahnhygiene vom ersten Zähnchen an.
Milchzahnpflege vom ersten Zähnchen an
Setzen Sie Ihr Baby auf Ihren Schoß und lehnen den Kopf gegen Ihre Brust. Beginnen Sie mit einer speziellen Baby-Zahnbürste, die ersten Zähnchen mit kreisenden Bewegungen sanft zu putzen. Gewöhnen Sie Ihr Baby spielerisch an das Zähneputzen und lassen Sie die Zahnpflege zur täglichen Routine werden. Die Verwendung von Zahnpasta ist erst sinnvoll, wenn das Baby selbstständig ausspucken kann.
Welche Putztechnik ist richtig? Die Lösung: KAI
Um Milchzähne möglichst umfassend zu reinigen gibt es eine spezielle Zahnputztechnik, die sogenannte KAI-Technik. Sie ist einprägsam, effektiv und sowohl für Kleinkinder als auch für Kita-Kinder und Grundschüler geeignet. Das Kürzel „KAI“ steht nicht für den "Erfinder" der Putztechnik, sondern viel mehr beschreibt sie den Ablauf des Putzens und steht für „Kauflächen, Außenseiten, Innenseiten“, die nacheinander geputzt werden sollen.
Man beginnt mit dem Putzen auf der Kaufläche im Ober- und Unterkiefer, dabei bewegt man die Bürste hin und her. Kurz: hin-und-her schrubben.
Anschließend werden die Außenflächen der Front- und Backenzähne mit rotierenden Bewegungen geputzt. Kurz: kreisende Reinigung.
Zuletzt werden die Innenflächen aller Zähne in Bewegungsrichtung vom Zahnfleisch zum oberen Zahnrand hin geputzt. Kurz: nach oben auswischen.
Welche Zahnpasta ist die Richtige?
Spezielle Kinderzahnpasta schmeckt besonders mild und ist in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen erhältlich: süß, fruchtig oder auch mit leichtem Minzgeschmack. Sie sollte 1.000 ppm Fluorid enthalten die aktuellen Fluoridempfehlungen der zahnärztlichen Fachgesellschaften finden Sie auch im Artikel "Kariesschutz mit Fluorid: Vom ersten Zähnchen an" auf medondo.health. Die Dosierung mit lediglich 500 ppm Fluorid in Kinder-Zahnpasta wird nicht mehr empfohlen.
Auf die Bürste sollte man eine reiskorngroße Menge Zahnpasta auftragen. Ab dem zweiten bis zum sechsten Lebensjahr ist es wünschenswert zweimal täglich eine erbsengroße Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zu benutzen. Die Zahnpasta sollte das Kind nach dem Putzen ausspucken. Ein Aus- oder Nachspülen ist nicht empfehlenswert - denn so kann das Fluorid noch länger wirken.
Welche Zahnbürste soll benutzt werden?
Baby- und Kleinkinderzähne sollten mit einer altersgerechten Zahnbürste, welche einen besonders kleinen Kopf und weiche Borsten aufweist, geputzt werden. Generell sind farbige Zahnbürsten mit lustigen Motiven attraktiv für Kinder und animieren so zum Gebrauch. Um Kindern einen spielerischen Umgang mit der Zahnbürste näherzubringen, kann man auch zu speziellen Lernzahnbürsten greifen, die einen ergonomischen Griff haben. Augenmerk sollte auch auf die verwendeten Materialien der Bürste gelegt werden: Naturborsten sind nicht empfehlenswert, da sich in ihnen Bakterien besser verbreiten als in Kunststoffborsten.
Auf was muss man sonst noch achten?
- Man kann es nicht oft genug wiederholen: Zahnpflege beginnt mit dem Durchbruch des ersten Milchzahns. Ab diesem Zeitpunkt sollte regelmäßiges Putzen zur Routine und zu einem festen Ritual im Tagesablauf werden.
- Helfen Sie Ihrem Kind: Bis ins Grundschulalter sollten Eltern die Zähne ihrer Kinder nachputzen – und zwar so lange, bis das Kind flüssig schreiben kann und die nötige Feinmotorik erlernt hat, um sich selbst ausreichend die Zähne zu putzen. Das ist oft in der dritten Klasse (!) der Fall.
- Ab sechs Jahren zahlt die gesetzliche Krankenversicherung zweimal im Jahr die sogenannte Zahnputzschule: Dieses Angebot Ihres Zahnarztes wird auch Individualprophylaxe genannt. Sie enthält Beratung zur Zahnhygiene und eine Anleitung zum richtigen Zähneputzen. Färbemittel lassen schlecht geputzte Stellen zutage treten und erhöhen so den Lerneffekt bei Ihrem Kind.
- Nutzen Sie zusätzliche Hilfsmittel: Sind alle Milchzähne durchgebrochen, muss den Zahnzwischenräumen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Eltern sollten nun damit beginnen, Zahnseide zu nutzen – vor allem zwischen den hinteren Backenzähnen kommt es oft und rasch zu Kariesbildung. Hier können Zahnseidesticks helfen. Oder auch umweltfreundliche, weil wieder verwendbare Zahnseidehalter.
- Putzen Sie die Zähne regelmäßig: Geputzt werden sollen die Zähne idealerweise möglichst nach jeder Mahlzeit, insbesondere nach dem Genuss von süßen Lebensmitteln. Mindestens jedoch zweimal am Tag: nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen.
- Achten Sie auf Ihre eigene Mundhygiene: Haben Erwachsene mit Karies oder Parodontitis zu kämpfen, kann das auch Auswirkungen auf das Kind haben. Denn die Mundhöhlenbakterien der engsten Bezugspersonen, meistens die der Mutter, werden durch häufigen Kontakt an das Kind weitergegeben. Insbesondere für Mütter sind daher eine sorgfältige tägliche Mundhygiene, regelmäßige Zahnarztbesuche und die rechtzeitige Behandlung von Schäden in der Mundhöhle unverzichtbar.
Fazit: Ein strahlendes Kinderlachen als Dank
Kinderzähne sauber zu putzen und gesund zu erhalten, ist kinderleicht – wenn man sich an die Regeln hält und weiß, auf was zu achten ist. Neben der regelmäßigen Zahn- und Mundhygiene beim Kleinkind sind dafür auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem ersten Lebensjahr elementar. Der Zahnarzt erkennt Zahnstellungs- und Bisslagefehler am besten und kann gegebenenfalls frühzeitig Maßnahmen einleiten oder eine Überweisung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie empfehlen. Wer sich um die Zahngesundheit seines Nachwuchses kümmert, bekommt dafür eine strahlendes und gesundes Kinderlachen zurück.
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- Das Gesundheitsportal medondo.health