Kieferorthopädischer Behandlungsbedarf in Deutschland – Unterversorgung im Bereich der Frühbehandlung

Kieferorthopädischer Behandlungsbedarf in Deutschland - Unterversorgung im Bereich der Frühbehandlung

28.02.2023

Etwa alle 8 Jahre wird in Deutschland die Mundgesundheit der Bevölkerung systematisch erforscht und die Ergebnisse werden im Rahmen der Deutschen Mundgesundheitsstudien festgehalten. Seit über 30 Jahren wurde jetzt erstmals wieder mit dem Forschungsprojekt “Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern” die Prävalenz von Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern von acht und neun Jahren flächendeckend erhoben.

Das Ziel der Studie bestand darin, die Verbreitung von Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Acht- und Neunjährigen in Deutschland zu erfassen und daraus auf den kieferorthopädischen Versorgungsbedarf zu schließen. Zudem wurde der Zusammenhang zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität und zu Karies untersucht.

Material und Methode:

Von Januar bis März 2021 wurde 705 zufällig ausgewählte Kinder im Alter von acht und neun Jahren in 16 Studienzentren (je eins pro Bundesland) in Deutschland untersucht.

Neben einer zu Beginn stattgefunden Befragung der Eltern und Kinder wurden zudem sozioökonomische Daten erhoben und das Mundhygieneverhalten sowie das Bestehen von Habits, Dyskinesien und Dysfunktionen analysiert. Daraufhin folgte eine zahnmedizinische Untersuchung der Kinder durch speziell für die Studie geschulte Zahnärzte/Zahnärztinnen.

Ergebnisse:

Kieferorthopädischer Behandlungsbedarf:

Bei 40,5% der Kinder liegt nach den Richtlinien der gesetzlichen Krankenkasse ein kieferorthopädischer Behandlungsbedarf vor (Kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG) 3-5).

  • KIG 3 – 10,0%
  • KIG 4 – 25,5%
  • KIG 5 – 5,0%

Im Hinblick auf eine kieferorthopädische Frühbehandlung zeigte die Studie, dass bei 16,4% der Acht- und Neunjährigen eine entsprechende Indikation vorlag.

Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität:

Die Studie ergab, dass ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Zahn- und Kieferfehlstellungen und einer eingeschränkten mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität durch Schwierigkeiten beim Kauen und Schmerzen im Mundbereich besteht.

Karieserkrankung:

 Auch in Bezug auf Karies, zeigte die Studie Zusammenhänge zwischen einem erhöhten Kariesvorkommen und bestehendem kieferorthopädischen Behandlungsbedarf.

Fazit:

Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Studie zeigen, dass der nach den GKV-Richtlinien bestehende kieferorthopädische Behandlungsbedarf in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben ist. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass der tatsächliche Behandlungsbedarf noch über den 40,5% liegt, da aufgrund von ethischen Gründen auf röntgenologische Aufnahmen verzichtet wurde und somit nicht alle Zahnanomalien erfasst werden konnten.

Die häufig erwähnte Tendenz zur Überversorgung im Bereich der Kieferorthopädie bleibt unbestätigt. Die Tatsache, dass aus den Abrechnungsdaten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung für das Jahr 2020 hervorgeht, dass bei lediglich 7,8% der Kinder eine Frühbehandlung erfolgte, zeigt, dass weniger Frühbehandlungen durchgeführt werden, als Versorgungsbedarf in der Bevölkerung besteht.

Da der Fachbereich Kieferorthopädie auch ein hohes präventives Potential aufweist, ist die frühzeitige Erkennung und auch Behandlung von Zahn- und Kieferfehlstellung von großer Bedeutung.

Das Frühbehandlungskonzept mykie® widmet sich speziell diesem präventiven Bereich der Kieferorthopädie, nach dem Motto „Präventiv Handeln – für nachhaltige Gesundheit“.

Quellen

  • https://mykie.de/kieferorthopaeden-logopaeden/blog

 

 

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