Aligner früher wechseln – darf man das?

Aligner früher wechseln – darf man das?

18.03.2024

Aligner sind eine diskrete und effektive Lösung für Zahnkorrekturen. Die durchsichtigen Kunststoffschienen werden individuell angefertigt, um die Zähne Schritt für Schritt in die gewünschte Position zu bringen. Traditionell werden die Aligner alle 14 Tage gewechselt, um den Zähnen Zeit zu geben, sich an ihre neue Position anzupassen. Manche Patienten möchten diesen Wechselzyklus gerne verkürzen – zum Beispiel auf 7 Tage – um die Behandlung insgesamt zu beschleunigen. Aber ist ein solcher früherer Wechsel wirklich ratsam? Wir erklären, wann Aligner früher wechseln eine gute Idee ist und wann man vorsichtig sein sollte.

Wie funktioniert die Aligner-Therapie und was hat es mit den 14 Tagen auf sich?

Aligner funktionieren, indem sie gezielten Druck auf Zähne ausüben, um diese schrittweise in die gewünschte Position zu verschieben. Jeder Aligner ist für eine bestimmte Phase der Behandlung konzipiert und wird normalerweise nach 14 Tagen gewechselt. So hat jeder Zahn genug Zeit, sich an seine neue Position anzupassen, bevor es mit dem nächsten Schritt weitergeht. 

Aligner früher wechseln – ja oder nein?

Wenn man schon nach 7 Tagen auf das nächste Aligner-Paar wechselt, kann man damit die Behandlung schneller hinter sich bringen – zumindest theoretisch. In der Praxis sieht es aber nochmal anders aus. Denn damit das geht, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

Zähne bewegen sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich schnell

Ob Aligner früher wechseln möglich ist, lässt sich gar nicht pauschal beantworten. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf kieferorthopädische Behandlungen. Ein Faktor ist das Alter: Bei Kindern und Jugendlichen laufen Zahnbewegungen tendenziell schneller ab als bei Erwachsenen. Aber auch Medikamente können eine Rolle spielen. Zum Beispiel stehen Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR wie Ibuprofen in Verdacht, Zahnkorrekturen mit Zahnspangen und Schienen zu verlangsamen. 

Komplexe Zahnbewegungen brauchen mehr Zeit

Bei einer Zahnkorrektur müssen Zähne unterschiedliche Bewegungen durchlaufen: Man unterscheidet Kippbewegungen, Drehbewegungen, Bewegungen in den Kiefer hinein oder aus ihm heraus und Bewegungen entlang des Kiefers. Während das Kippen und Drehen von Zähnen recht leicht möglich ist, sind andere Zahnbewegungen deutlich schwieriger zu erreichen und dauern länger. Deshalb gilt die Faustregel: Je komplexer die geplanten Zahnbewegungen, desto länger sollten die Schienen getragen werden, bevor man wechselt.

Auch Bisskorrekturen brauchen Geduld

Bei kieferorthopädischen Korrekturen muss man grundsätzlich unterscheiden, ob nur das Lächeln geradegerückt wird, oder ob es auch darum geht, den Biss zu korrigieren. Bisskorrekturen sind grundsätzlich komplexer und erfordern in der Regel den Einsatz von Gummis. Es kann also sein, dass sich die Zähne nach 1 Woche schon ausreichend bewegt haben, aber der Biss stimmt noch nicht. Dann nützt der frühere Aligner-Wechsel nichts. Hier ist also etwas Geduld gefragt. Dafür hat man am Ende aber auch ein gesundes, nachhaltiges Behandlungsergebnis.

Moderne Aligner sind effizienter

In den letzten Jahren gab es einige Fortschritte in der Aligner-Technologie. Die Materialien und Herstellungsverfahren wurden weiterentwickelt, sodass moderne Zahnschienen heute mehr können – auch was die Geschwindigkeit der Zahnkorrekturen angeht. Bewegungsprozesse wurden optimiert und gleichzeitig das Risiko für Schmerzen und Schäden an den Zahnwurzeln minimiert. Wer sich für solche innovativen Aligner entscheidet, kann möglicherweise von einem früheren Wechsel der Schienen profitieren, ohne Abstriche bei der Behandlungsqualität machen zu müssen.

Nicht nur schnell, sondern auch sicher und gesund

Grundsätzlich sollte man sich aber klarmachen, dass es nicht nur um Schnelligkeit geht, sondern auch um eine gesunde und schonende Behandlung. Deshalb untersucht der Kieferorthopäde Zähne, Kiefer und Zahnfleisch gründlich und macht ein Röntgenbild. Wie schnell die Zahnbewegungen geplant werden, macht er unter anderem auch von der Gesundheit der Zähne und des Zahnhalteapparats und der Beschaffenheit der Zahnwurzeln abhängig. Es ist also gar nicht unbedingt immer wünschenswert, Zähne möglichst schnell zu bewegen – sondern vor allem sicher.

Tragezeit ist am wichtigsten

Studien haben eindeutig gezeigt: Kontinuierliche, sanfte Kräfte sind am effizientesten, wenn es um Zahnbewegungen geht. Damit die transparenten Schienen ihre Kräfte kontinuierlich ausüben können, müssen sie lange genug getragen werden. Lange genug heißt: 20 bis 22 Stunden am Tag. Nur wenn die Patientinnen und Patienten sich an die vorgegebene Tragezeit halten, kann die Behandlung nach Plan laufen.

Fazit

Sie wollen Ihre Aligner-Behandlung möglichst schnell über die Bühne bringen? Das ist verständlich. Halten Sie aber auf jeden Fall Rücksprache mit Ihrem Kieferorthopäden, bevor Sie Ihren Behandlungsplan eigenmächtig abkürzen. Er wird alle hier beschriebenen Faktoren berücksichtigen und Ihnen eine individuelle Empfehlung geben. Im Zweifel sind Sicherheit und ein nachhaltiges Ergebnis wichtiger als schnelle, kurzfristige Erfolge.

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
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