Hyperdontie und Hypodontie: Anomalien des Gebisses erklärt

Hyperdontie und Hypodontie: Anomalien des Gebisses erklärt

18.09.2024

Wenn es um zahnmedizinische Zustände und die damit verbundenen Behandlungen geht, stolpert man nicht selten über die Begriffe Hyperdontie und Hypodontie. Während der eine Begriff sich auf das Vorhandensein zusätzlicher Zähne im Gebiss bezieht, beschreibt der andere das Fehlen eines oder mehrerer Zähne. Was genau verbirgt sich hinter den Anomalien?

Was ist eine Hyperdontie und was eine Hypodontie? 

Hyperdontie und Hypodontie werden zu den Anomalien in der Zahnentwicklung gezählt, die sich auf die Anzahl der Zähne einer Person beziehen. Beide Zustände können verschiedene funktionale und ästhetische Probleme verursachen und werden entsprechend unterschiedlich behandelt.

Hyperdontie: Überzählige Zähne

Hyperdontie ist eine zahnmedizinische Anomalie, die durch das Vorhandensein überzähliger Zähne über die normale Anzahl hinaus charakterisiert wird. Man spricht von einer Hypertonie oder überzähligen Zähnen, wenn bei Kindern mehr als 20 Milchzähne und bei Erwachsenen mehr als 32 bleibende Zähnen auftreten. Die zusätzlichen Zähne können sich dabei an beliebigen Stellen im Kiefer zeigen.

Zu den häufigsten Varianten der Hyperdontie zählt der Mesiodens, eine Form, bei der ein zusätzlicher, meist zapfenförmiger Zahn zwischen den vorderen Schneidezähnen im Oberkiefer angelegt ist, jedoch oft nicht durchbricht.

Eine weitere Form ist der Paramolar, der zusätzliche Zähne zwischen den Backenzähnen im Oberkiefer beschreibt, die gelegentlich mit den Wurzeln der benachbarten Zähne verwachsen sind.

Der Distomolar hingegen bezeichnet zusätzliche Zähne, die sich hinter den dritten Backenzähnen, bekannt als Weisheitszähne, zeigen und ebenfalls mit diesen verwachsen sein können.

Hypodontie: Nicht angelegte Zähne

Hypodontie bezieht sich auf eine angeborene Unterzahl bzw. Nichtanlage von einem oder mehreren Zähnen, die sowohl Milch- als auch permanente Zähne betreffen kann. Sie gehört dabei zu den häufigsten Anomalien, die die Zahnmedizin kennt. In extremen Ausprägungen fehlen sechs oder mehr Zähne, was als Oligodontie bezeichnet wird – oder gar alle Zähne wie bei der Anodontie.

Welche Ursachen haben überzählige Zähne und was sind die Folgen?

Eine Hyperdontie betrifft schätzungsweise 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung und manifestiert sich häufig in der erwähnten Form des Mesiodens. Die genauen Ursachen der Anomalie sind bisher nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren sowie eine Hyperaktivität der Zahnleiste während der Zahnentwicklung eine Rolle spielen.

Die Hyperaktivität kann dazu führen, dass sich mehr Zahnkeime als üblich bilden bzw. diese sich teilen, was zur Anlage zusätzlicher Zähne führt. Neben genetischen Faktoren können auch Verletzungen, Infektionen oder bestimmte Umwelteinflüsse eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Hyperdontie sein.

Zudem gibt es Theorien, dass alte genetische Eigenschaften unserer frühen Vorfahren wieder auftreten, wodurch Menschen ähnlich wie frühe Säugetiere bis zu 44 Zähne entwickeln könnten.

Die Folgen der Hyperdontie ist ein Platzmangel im Zahnbogen, der den Durchbruch regulärer Zähne behindert, was oft Zahnfehlstellungen nach sich zieht. In schweren Fällen kann es sogar zu Spontanfrakturen des Unterkiefers – also Brüche ohne adäquate Verletzung – kommen.

Warum kommt es zu Nichtanlagen von Zähnen und wie wirkt sich das aus?

Das angeborene Fehlen eines oder mehrerer bleibender Zähne betrifft etwa 5,5 Prozent der Bevölkerung und ist somit die häufigste angeborene Fehlbildung beim Menschen. 0,14 Prozent haben es dabei mit einer Oligodontie zu tun. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.

Insbesondere genetische Faktoren scheinen laut Experten die Entstehung von Hypodontie zu begünstigen. In einer Studie stellte man fest, dass über hundert Gene an der Zahnentwicklung beteiligt sind und sowohl komplexe Mutationen als auch das Fehlen von Zahnkeimen mögliche Gründe sein können.

Häufig treten genetische Veränderungen im Kontext einer Syndromerkrankung wie dem Down-Syndrom, Haut- und Haarproblemen oder einer seltenen Gesichtsfehlbildung auf. Es sind aber auch viele isolierte Fälle von fehlenden Zähnen zu beobachten, die entweder durch neue spontane genetische Veränderungen oder familiär gehäuft auftreten können.

Das Fehlen von Zähnen, primär im oberen Frontzahnbereich, wird oft als ästhetisch störend wahrgenommen und kann die Kaufunktion beeinträchtigen. Lokale Wachstumsdefizite des Kieferknochens im Bereich fehlender Zähne führen häufig zu Fehlstellungen wie dem Kreuzbiss. Solche Fehlbelastungen sowie die Kippung und Wanderung benachbarter Zähne führen nicht selten zu Störungen des Zusammenbisses und einer erhöhten Anfälligkeit für Karies und Parodontitis.

Wie wird eine Hyperdontie festgestellt und behandelt?

Die Diagnose von Hyperdontie erfolgt typischerweise durch Röntgen-Aufnahmen. Auf Grundlage der Befunde wird eine spezifisch angepasste Behandlung gestaltet, die je nach Ausprägung der Hyperdontie variiert.

Bei Kindern, bei denen die überzähligen Zähne häufig zu Fehlstellungen führen, ist meist eine chirurgische Entfernung der zusätzlichen Zähne oder Zahnanlagen notwendig. Dieser Eingriff wird von einem Kieferchirurgen durchgeführt. Ziel ist es, die Entwicklung eines gesunden Gebisses zu gewährleisten. Daher sind eine sorgfältige Untersuchung und Analyse jedes Einzelfalls erforderlich, um den optimalen Zeitpunkt für eine solche Intervention zu bestimmen.

Erwachsene hingegen können die zusätzlichen Zähne oft behalten, solange diese keine Beschwerden verursachen. Allerdings kann aus ästhetischen Gründen oder aufgrund von deutlichen Fehlstellungen eine operative Entfernung auch im Erwachsenenalter angezeigt sein.

Wie erfolgt die Diagnostik bei Nichtanlagen und welche Therapiemöglichkeiten gibt es, wenn Zähne nicht angelegt sind?

Die Diagnostik einer Hypodontie stützt sich einerseits auf eine gründliche Anamnese, wobei eine familiäre Häufung bei Nichtanlagen häufig ist. Radiologische Untersuchungen sind wichtig, um die Anzahl und Position der fehlenden Zähne sowie die Durchbruchsreihenfolge zu bestimmen. Oft wird eine Nichtanlage bei Kindern während einer routinemäßigen radiologischen Untersuchung bei kieferorthopädischen Diagnosen entdeckt.

Die Therapieoptionen variieren je nach individuellem Fall und umfassen kieferorthopädische, prothetische und chirurgische Maßnahmen, die oft in interdisziplinärer Zusammenarbeit durchgeführt werden. Die Therapieziele konzentrieren sich darauf, sowohl die Funktion als auch die Ästhetik zu restaurieren.

Therapieoptionen bei Nichtanlagen:

  • Kieferorthopädischer Lückenschluss, bei dem die Lücken durch Verschieben benachbarter Zähne geschlossen wird.
  • Prothetischer Lückenschluss durch den Einsatz von Brücken oder Implantaten zur Ersetzung fehlender Zähne.
  • Autotransplantation als Verlagerung von Zähnen wie Weisheitszähnen oder kleinen Backenzähnen (Prämolaren) an die Stelle der fehlenden Zähne.

 

Für den Ersatz von fehlenden Zähnen, insbesondere im ästhetisch wichtigen Frontzahnbereich, bieten sich verschiedene prothetische Lösungen an. Klebebrücken, die als Regelversorgung von Krankenkassen anerkannt sind, sowie Implantate stellen gängige Langzeitlösungen dar. Bei Jugendlichen wird häufig eine temporäre Lösung wie eine Klebebrücke verwendet, bis ein optimaler Zeitpunkt für ein Implantat erreicht ist. In jedem Fall ist eine individuell abgestimmte Entscheidung über die beste Therapieoption essenziell, um die bestmöglichen funktionellen und ästhetischen Ergebnisse zu erzielen.

Fazit 

Ob Hyperdontie oder Hypodontie – wer mit einer Anomalie zu tun hat, kann heute auf effektive Behandlungsmöglichkeiten hoffen. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen gibt es individuelle Lösungsansätze, sodass die Zahnentwicklung gesund verlaufen, die Ästhetik wiederhergestellt und die Funktionalität wiedergewonnen wird.

 

Quellen: 

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